Heute war wieder einer da………..ein 73-jähriger mit grippalem Infekt.
Heute war viel los, wir sind immerzu auf und ab gerannt, ein spuckendes Kind, das eine Infusion brauchte, eine Frau mit akuter Allergie und grotesk geschwollener Lippe, dazwischen eine Frau mit Atemnot und dann kam noch einer mit einer bluttropfenden Schnittwunde. Das alles am Mittwochnachmittag in Notbesetzung mit nur einer Helferin.
Und dann Herr S., der ohne Termin und ohne vorher anzurufen, bereits aufgebracht in die Praxis gestürmt kam und verlangte sofort behandelt zu werden. Bei seiner Hausärztin war er am Morgen wegen Überfüllung nicht angenommen worden.
Ohne Termin müssen die Patienten warten bis man sie einschieben kann und Notfälle werden nach der offensichtlichen Dringlichkeit abgearbeitet.
Also haben wir Infusionen gelegt, Allergiemedikamente gespritzt, die Frau mit Atemnot inhalieren lassen und die Schnittwunde versorgt….bis Herr S. brüllend mitten in der Praxis stand und lautstark verkündete:“Nehmen Sie mich jetzt mal endlich dran!“
So etwas geht nicht, das bringt selbst mich aus der Ruhe. Also habe ich ihm erklärt, dass er doch sieht, dass wir zu tun haben und nicht Kaffee trinken. Dann habe ich ihn schließlich dran genommen.
Wie gesagt, er hatte nur einen grippalen Infekt, einen Männerschnupfen, aber fühlte sich schrecklich krank und völlig im Recht. Er wolle jetzt sofort Hilfe und ob ich nicht ein Antibiotikum dahabe. Die Apotheken haben ja jetzt zu.
Und nein, ich habe kein Antibiotikum da. Muster von Pharmafirmen gibt es zurecht nicht mehr und für dringende Fälle gibt es einen Apothekennotdienst.
Natürlich hat sich Herr S. sehr krank gefühlt, und ich habe ihm schließlich bestmöglich geholfen. Aber gut war das alles nicht. Meine Zufriedenheit den wirklich Kranken, die dagewesen waren, recht gut geholfen zu haben, wurde durch den Unmut von Herrn S. vertrieben und letztendlich habe ich mich dann auch noch geärgert, dass ich weder die Ruhe bewahrt habe noch ein Machtwort gesprochen.