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Heute war wieder einer da…ein 85 jähriger Patient, der mich vorne am Tresen „erwischt“ hat.

Eigentlich war er gestern da gewesen zur Ultraschallkontrolle seiner Bauchschlagader, denn dort ist ein Aneurysma (Aussackung) bekannt. Dies muss regelmäßig kontrolliert werden, denn wird eine kritische Grenze (von in diesem Fall 5 cm= Rupturrisiko 10%) überschritten, steigt das Risiko, dass das Aneurysma platzt.

Bei der Kontrolle gestern zeigte sich, dass die Bauchschlagader seit letztem Jahr weiter geworden war und nach meinen Messungen 4,4 cm Weite erreicht hat.

Da die Schlagader seit mehreren Jahren nur von mir kontrolliert wurde, fand ich, es sei Zeit, mal wieder die Gefäßspezialisten darauf schauen zu lassen, um das Risiko abzuschätzen und die Therapiemöglichkeiten zu erfahren.

Wir vereinbarten dem Patienten also für die folgende Woche einen Termin in der Spezialsprechstunde im Krankenhaus.

Heute wollte er mir dann unbedingt sagen, dass er doch eigentlich lieber nicht ins Krankenhaus gehen wolle. „Die machen das nicht so sorgfältig wie Sie und am Ende behalten die mich und wollen operieren. Nein, operieren lasse ich mich auf keinen Fall. Sie wissen doch mein Bruder ist an der Operation gestorben und die Freundin meiner Frau hat während der Stent eingesetzt wurde einen Schlaganfall bekommen. Am besten gehe ich gar nicht hin.“ Ich beruhige ihn, dass nichts sofort unternommen wird und er nach der Befunderhebung in Ruhe entscheiden kann, und wir alles ausführlich besprechen können. Aber er ist nicht wirklich überzeugt.

Schließlich sage ich ihm, dass er, wenn er sich nicht anschauen lassen wolle, aber bitte beim täglichen Spaziergang mit dem Hund einen weiten Bogen um die Praxis machen solle, damit ich nicht plötzlich auf die Straße springen müsse, um ihn doch noch zu retten.

Ganz im Sinne meines Vorgängers, der immer sagte: „Wenn Sie sterben wollen, dann rufen Sie mich nicht erst noch an“, wenn mal wieder ein uneinsichtiger Patient, nicht ins Krankenhaus wollte.